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Alkohol beeinflusst den Blutdruck

Aktuelle Forschungsergebnisse

Die Korrelation zwischen dem Konsum von Alkohol und erhöhtem Blutdruck ist durch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt worden: Mit steigender Menge an alkoholischen Genussmitteln erhöht sich auch der Blutdruck signifikant. Allerdings konzentrierten sich die meisten Erhebungen vorrangig auf die konsumierte Gesamtmenge, ohne dabei spezifisch zwischen den verschiedenen Arten von Alkoholika zu differenzieren. Dabei wäre eine solche Unterscheidung von großem Interesse, zumal Rotwein häufig positive Auswirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben werden.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Wissenschaftlern aus Dänemark und den USA, hat sich dieser spezifischen Fragestellung gewidmet. Durch die Analyse von Daten, die von über hunderttausend Personen im Alter zwischen zwanzig und hundert Jahren stammen, wurde der individuelle Einfluss von Bier, Wein und anderen alkoholischen Getränken auf den Blutdruck untersucht. Zu Beginn dieser Untersuchung erfassten die Studienteilnehmer mittels eines Fragebogens Informationen zu ihrem Lebensstil und ihrem allgemeinen Gesundheitszustand. Des Weiteren unterzogen sie sich einer körperlichen Untersuchung und stellten Blutproben zur Verfügung. Die wöchentlich konsumierte Alkoholmenge wurde in Form von „Drinks' quantifiziert, wobei ein Drink definiert war als eine Menge von zwölf Gramm reinem Alkohol, was ungefähr einem achtel Liter Wein oder einem kleinen Glas Bier entspricht. Die Forscher klassifizierten den Alkoholkonsum in die Kategorien Rotwein, Weißwein, Bier, Spirituosen und Süßweine.

Zunächst konnte die Tatsache bestätigt werden, dass Alkohol eine weit verbreitete gesellschaftliche Gewohnheit darstellt: Lediglich acht Prozent der Studienteilnehmer verzichteten vollständig auf Alkohol. Männer zeigten tendenziell einen höheren Konsum als Frauen, und insgesamt konsumierten beinahe drei Viertel der Befragten (73 %) mehr als eine Art von alkoholischem Getränk. Exklusiv Rotwein genossen 13 Prozent der Teilnehmer, während knapp 2 Prozent konsequent ausschließlich Weißwein tranken. Bei 4,5 Prozent der Befragten beschränkte sich der Konsum auf Bier, und lediglich 1 Prozent trank ausschließlich hochprozentige Getränke oder Süßweine.

Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Alkohol und Blutdruck wurde ein eindeutiges Muster aufgedeckt: Mit zunehmendem Alkoholkonsum stieg auch der Blutdruck an. Bei einem Konsum von fünfzehn bis einundzwanzig Drinks wöchentlich war der systolische Blutdruck im Durchschnitt um sieben Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) und der diastolische Blutdruck um drei mmHg höher im Vergleich zu Personen, die lediglich ein bis zwei Gläser pro Woche konsumierten. Bei einem Konsum von mehr als fünfunddreißig Drinks pro Woche vergrößerte sich diese Differenz sogar auf elf bzw. sieben mmHg. Demgegenüber zeigte ein wöchentlicher Konsum von höchstens einem Drink keine signifikanten Auswirkungen auf den Blutdruck.

Die detaillierten Auswertungen ergaben ähnliche Effekte für Rotwein, Weißwein, Bier und Spirituosen; dies bedeutet, dass alle genannten alkoholischen Getränke den Blutdruck in vergleichbarem Maße erhöhten. Bei Frauen und Personen unter sechzig Jahren war diese Erhöhung des Blutdrucks tendenziell stärker ausgeprägt als bei Männern und älteren Personen. Spezifische positive Einflüsse des Rotweins auf den Blutdruck konnten in dieser Untersuchung nicht nachgewiesen werden.

Die wahrscheinlichen Ursachen für die Blutdrucksteigerung sind vielfältige Schäden, die der Alkohol in den Blutgefäßen verursacht. Als primären Verursacher vermuten die Wissenschaftler das im Alkohol enthaltene Ethanol. Dies erklärt, warum es in Bezug auf den Blutdruck scheinbar keine Rolle spielt, welche Art von Alkohol konsumiert wird.

Professor Markus van der Giet, der als Vorstandsvorsitzender der Hochdruckliga fungiert, fasst die Ergebnisse der Studie zusammen: „Es ist seit vielen Jahrzehnten unbestritten, dass Alkohol eher schädliche als neutrale oder gar gesundheitsfördernde Effekte hat. Dennoch gab es immer wieder Versuche, zu belegen, dass geringe Mengen Alkohol oder auch verschiedene alkoholische Getränke wie Wein, Bier oder Schnaps keine nachteiligen Auswirkungen haben oder, insbesondere im Falle von Rotwein, sogar positive Wirkungen entfalten. Die nun vorliegende Studie liefert jedoch einen sehr klaren Beweis dafür, dass der Genuss von alkoholischen Getränken nicht nur zu einer Erhöhung des Blutdrucks führt. Darüber hinaus wurde dokumentiert, dass sich die verschiedenen Alkoholarten in ihrer Wirkung auf den Blutdruck nicht unterscheiden. Bei bestehenden Blutdruckproblemen, aber auch zur Vorbeugung, sollte daher jeder Alkoholkonsum auf ein absolutes Minimum beschränkt werden - idealerweise wäre die vollständige Abstinenz anzustreben. Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen, jedoch kann eine Reduktion des Konsums sicherlich bei bereits bestehendem hohem Blutdruck als allgemeine präventive Maßnahme sehr vorteilhaft sein.'

Quelle: Jensen GB et al. Am J Med 2024, doi: 10.1016/j.amjmed.2024.05.001


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