Zahnfleischentzündung zwischen den Zähnen
Gingivitis, eine milde Ausprägung der Parodontitis (Erkrankung des Zahnhalteapparats), manifestiert sich durch eine Entzündung des Zahnfleisches (Gingiva).
Eine Entzündung des Zahnfleisches, medizinisch Gingivitis genannt, entsteht zumeist infolge mangelhafter Mundhygiene (unzureichende Nutzung von Zahnbürste und Zahnseide). Sie kann jedoch auch bei bestimmten Krankheitsbildern oder durch die Einnahme spezifischer Arzneistoffe auftreten.
Hierbei zeigt sich das Zahnfleisch gerötet, geschwollen und neigt zu leichtem Bluten.
Die zahnärztliche Feststellung erfolgt üblicherweise durch eine gründliche Untersuchung des Zahnfleisches.
Durch konsequente Mundhygiene, regelmäßige professionelle Zahnreinigungen und eine angepasste Ernährungsweise lässt sich eine Zahnfleischentzündung zumeist erfolgreich eindämmen. Zusätzliche Unterstützung können bestimmte Mundwässer bieten.
Gingivitis ist ein verbreitetes Leiden, welches sich durch gerötetes, geschwollenes und leicht blutendes Zahnfleisch kennzeichnet. In den Anfangsstadien verursacht eine Zahnfleischentzündung keine Schmerzen und bleibt daher oft unbemerkt. Unbehandelt kann sie sich jedoch zu einer Parodontitis entwickeln, einer ernsteren Zahnfleischerkrankung, die letztlich zum Zahnverlust führen kann.
Die Gingivitis lässt sich in zwei Hauptkategorien einteilen:
Zahnfleischentzündung bedingt durch Zahnbelag
Zahnfleischentzündung, die nicht auf Zahnbelag zurückzuführen ist
Gingivitis durch Zahnbelag
Nahezu alle Fälle von Zahnfleischentzündung haben ihren Ursprung im Zahnbelag, einer schmierigen Schicht, die primär aus Bakterien, Speichel, Speiseresten und abgestorbenen Zellen besteht und sich kontinuierlich auf den Zähnen ablagert. Die mit Abstand häufigste Ursache hierfür ist:
unzureichende Mundhygiene mittels Zahnbürste und Zahnseide
Falsches oder ungenügendes Zähneputzen begünstigt die Bildung von Zahnbelag entlang des Zahnfleischrandes und dessen Ansammlung zwischen Zahnfleisch und Zähnen (wo Zähne fehlen, tritt keine Gingivitis auf). Dieser weiche, klebrige Belag sammelt sich ebenfalls an defekten Füllungen sowie rund um den Zahn, nahe schlecht gereinigter Teilprothesen, Brücken und kieferorthopädischer Apparaturen an. Verbleibt der Zahnbelag länger als zweiundsiebzig Stunden auf den Zähnen, kann er zu hartem Zahnstein (Calculus) verhärten, welcher sich mit einer Zahnbürste und Zahnseide nicht mehr gänzlich entfernen lässt.
Der Zahnbelag reizt das Zahnfleisch und schafft Zahnfleischtaschen zwischen Zähnen und Zahnfleisch. In diesen Nischen vermehren sich Bakterien, was zu Zahnfleischentzündungen sowie zu Karies im Bereich der Zahnwurzeln führen kann. Das Zahnfleisch erscheint gerötet und geschwollen, es kann sich vom Zahn lösen, statt fest und eng anzuliegen. Insbesondere beim Essen und Zähneputzen kommt es häufig zu Blutungen. Schmerzen verspürt der Betroffene in der Regel nicht.
Einer durch Zahnbelag bedingten Gingivitis kann man durch sorgfältige Mundhygiene, sprich durch täglichen Gebrauch von Zahnbürste und Zahnseide, vorbeugen. Auch bestimmte Mundspülungen können der Ansammlung von Zahnbelag entgegenwirken. Sobald sich Zahnstein gebildet hat, ist dessen Entfernung ausschließlich durch einen Zahnarzt oder eine Dentalhygienefachkraft möglich. Generell ist eine professionelle Zahnreinigung (Entfernung von Zahnstein und Zahnprophylaxe) in Intervallen von sechs bis zwölf Monaten angeraten. Personen mit mangelhafter Mundhygiene, Erkrankungen, die zur Zahnfleischentzündung prädisponieren, oder einer Anfälligkeit für Zahnbelag, benötigen jedoch eine häufigere professionelle Zahnreinigung. Dank der ausgezeichneten Durchblutung des Zahnfleisches erfolgt eine rasche Heilung nach der Entfernung von Zahnstein und Zahnbelag, vorausgesetzt, die Zähne werden weiterhin regelmäßig und gründlich mit Zahnbürste und Zahnseide gereinigt.
Neben einer unzureichenden Mundhygiene können folgende Faktoren eine durch Zahnbelag verursachte Zahnfleischentzündung auslösen oder verschlimmern:
Bestimmte Medikamente können zu Zahnfleischwucherungen (Hyperplasie) führen, was die Beseitigung von Zahnbelägen erschwert und Entzündungen des Zahnfleisches begünstigt. Beispielsweise können Phenytoin (zur Behandlung von Krampfanfällen), Ciclosporin (nach Organtransplantationen) und Kalziumkanalblocker wie Nifedipin (zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen) solche Wucherungen hervorrufen. Ebenso können verhütungsmittel (oral eingenommen oder injiziert) eine Zahnfleischentzündung verschlimmern, ebenso wie der Kontakt mit Blei, Wismut (häufig in Kosmetika enthalten) und anderen Schwermetallen wie Nickel (in Schmuck).
Erkrankungen, die Zahnfleischentzündungen verursachen oder verschlimmern, sollten behandelt oder überwacht werden. Wenn die Einnahme eines Medikaments erforderlich ist, das Zahnfleischwucherungen hervorruft, muss das überschüssige Gewebe möglicherweise chirurgisch entfernt werden. Eine akribische häusliche Mundhygiene und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen können das Zahnfleischwachstum jedoch verlangsamen, wodurch eine chirurgische Entfernung vermieden werden kann.
Ein Mangel an Vitaminen kann in seltenen Fällen zu Zahnfleischentzündungen führen. Ein Vitamin-C-Mangel (Skorbut) kann Zahnfleischentzündungen und -blutungen (siehe Parodontitis) verursachen. Im Mundraum können sich rote oder violette Punkte und Blutergüsse manifestieren.
Bei einem Niacinmangel (Pellagra) ist das Zahnfleisch ebenfalls entzündet und blutet leicht. Zudem besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Mundinfektionen wie Soor und Zungenentzündung (Glossitis). Des Weiteren sind die Lippen gerötet und aufgesprungen, die Zunge präsentiert sich glatt und hellrot. Unter Umständen werden schmerzhafte Stellen auf Zunge und Mundschleimhaut festgestellt.
Diese Art von Mangelerscheinung ist jedoch in den westlichen Ländern selten.
Ein Defizit an Vitamin C und Niacin kann durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit diesen Vitaminen sowie durch eine Ernährung, die vermehrt frisches Obst und Gemüse einschließt, therapiert werden.
Eine Schwangerschaft kann eine leicht verlaufende Zahnfleischentzündung, insbesondere aufgrund hormoneller Veränderungen, verschärfen. Gelegentlich trägt die werdende Mutter selbst unbewusst zum Problem bei, indem sie die Mundhygiene aufgrund von Schwangerschaftsübelkeit oder Müdigkeit vernachlässigt. Während der Schwangerschaft kann selbst eine geringe Reizung, oft verursacht durch Zahnsteinbildung oder eine scharfkantige Füllung, eine weiche, rötliche und knotige Auswucherung des Zahnfleischgewebes hervorrufen, die als Schwangerschaftstumor (Granuloma pyogenicum) bezeichnet wird. Das geschwollene Gewebe blutet bei Verletzungen leicht und kann beim Essen hinderlich sein.
Wenn schwangere Frauen die Mundhygiene aufgrund von Schwangerschaftsübelkeit und/oder Müdigkeit vernachlässigen, kann ein Zahnarzt Wege aufzeigen, wie Zähne und Zahnfleisch gepflegt werden können, ohne die Übelkeit zu verstärken. Sanftes Zähneputzen mit Zahnpasta oder auch Salzwasserspülungen nach dem Putzen können Linderung verschaffen. Ein störender Schwangerschaftstumor kann operativ entfernt werden. Solche Neubildungen können jedoch im Verlauf der Schwangerschaft und auch danach häufig wieder auftreten.
Über die abschuppende Zahnfleischentzündung (Desquamative Gingivitis), eine schmerzhafte Entzündung des Zahnfleisches, die vor allem Frauen nach der Menopause (Wechseljahre) betrifft, ist nur wenig bekannt. Bei diesem Leiden bluten die oberflächlichen Schichten des Zahnfleisches leicht und lösen sich vom darunterliegenden Gewebe ab (schuppen), wodurch Nervenenden freigelegt werden. Die äußeren Schichten des Zahnfleischgewebes können mit einem Wattebausch abgewischt oder mit der Luftspritze des Zahnarztes weggeblasen werden.
Entwickelt sich in den Wechseljahren eine desquamative (schuppende) Gingivitis, kann eine Hormontherapie von Vorteil sein. Alternativ kann der Zahnarzt eine Spülung mit Kortikosteroiden oder eine Kortikosteroid-Salbe verschreiben, die direkt auf das entzündete Zahnfleisch appliziert wird.
Leukämie kann zu einer Zahnfleischentzündung führen. Bei etwa einem Viertel der von Leukämie betroffenen Kinder stellt eine Zahnfleischentzündung das erste Symptom der Erkrankung dar. In das Zahnfleisch einwandernde Leukämiezellen verursachen eine Entzündung, die durch die geschwächte Immunabwehr verschlimmert wird. Das Zahnfleisch schwillt an, rötet sich und blutet leicht. Oft hält die Blutung mehrere Minuten oder länger an, da die Blutgerinnung bei Leukämie beeinträchtigt ist. Weniger häufig kann sich Krebs im Zahnfleischgewebe bilden.
Um Blutungen zu vermeiden, ist bei leukämiebedingter Zahnfleischentzündung das sanfte Abwischen von Zähnen und Zahnfleisch mit einem Mulltupfer oder einem Schwämmchen empfehlenswert, anstatt Zahnbürste und Zahnseide zu verwenden. Der Zahnarzt kann eine Mundspülung mit Chlorhexidin verordnen, um die Ansammlung von Zahnbelag zu kontrollieren und Mundinfektionen vorzubeugen. Bei erfolgreicher Behandlung der Leukämie-Symptome (Remission) heilt das Zahnfleisch bei guter Mundhygiene wieder ab.
Gingivitis, die nicht auf Zahnbelag zurückzuführen ist
Eine Zahnfleischentzündung, die nicht durch Zahnbelag verursacht wird, tritt bei einer geringen Anzahl von Patienten auf. Die Ursachen hierfür umfassen Infektionen, allergische Reaktionen, andere Erkrankungen und Verletzungen.
Virale Infektionen können Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) hervorrufen. Die akute Mundfäule, auch als Stomatitis aphthosa bekannt, ist eine schmerzhafte Virusinfektion des Zahnfleisches und anderer Mundbereiche, die durch Herpesviren ausgelöst wird. Die Infektion führt zu einem leuchtend roten Zahnfleisch, und es können zahlreiche kleine, weiße oder gelbe Läsionen im Inneren des Mundes auftreten.
Eine akute Mundfäule durch Herpes heilt gewöhnlich innerhalb von zwei Wochen, auch ohne spezifische Behandlung, ab. Eine intensive Zahnpflege ist in dieser Phase nicht hilfreich; stattdessen sollten die Zähne behutsam gereinigt werden, solange die Infektion noch schmerzhaft ist. Gegebenenfalls wird der Zahnarzt eine schmerzlindernde Mundspülung empfehlen, um Beschwerden beim Essen und Trinken zu lindern.
Auch Pilzinfektionen können zu Zahnfleischentzündungen führen. Normalerweise ist das Pilzwachstum im Mund auf einem geringen Niveau gehalten. Eine Antibiotikatherapie oder eine allgemeine Verschlechterung des Gesundheitszustands kann jedoch die Anzahl der Pilze im Mund erhöhen. Soor (Kandidose) ist eine Pilzinfektion, bei der ein starkes Wachstum von Pilzen, insbesondere von Candida albicans, weiße oder rote Flecken verursacht, die das Zahnfleisch irritieren. Diese Flecken können auch Zunge und Mundwinkel bedecken und nach dem Abwischen eine blutende Fläche hinterlassen.
Soor kann mit dem Antimykotikum Nystatin behandelt werden, entweder als Mundspülung oder in Form von Lutschtabletten, die sich langsam im Mund auflösen. Zahnprothesen sollten über Nacht in einer Nystatin-Lösung gelagert werden. Eine gute Mundhygiene mit Zahnbürste und Zahnseide sowie die Behandlung zugrundeliegender Zahnprobleme, wie beispielsweise schlecht sitzende Zahnprothesen, können ebenfalls unterstützend wirken.
Im Bereich des Zahnfleisches um die Krone eines noch nicht vollständig durchgebrochenen (impaktierten) Zahnes kann sich eine Entzündung entwickeln. Bei dieser Erkrankung, bekannt als Perikoronitis, schwillt das Zahnfleisch über dem Zahn an, der noch nicht vollständig durchgebrochen ist. Im Zahnfleischlappen, der den noch im Kieferknochen befindlichen Zahn umschließt, können sich Flüssigkeiten, Speisereste und Bakterien ansammeln.
Perikoronitis tritt am häufigsten im Umfeld der Weisheitszähne (dritte Molaren) auf, insbesondere bei den unteren Weisheitszähnen. Wenn der obere Weisheitszahn vor dem unteren durchbricht, kann er beim Kauen diesen Zahnfleischlappen zusätzlich reizen. Im Falle einer Infektion kann diese sich auf den Rachen und die Wangen ausbreiten. Der Zahnfleischlappen bildet sich zurück, sobald der Zahn vollständig durchgebrochen ist.
Bei Perikoronitis kann der Zahnarzt den Raum unter dem Zahnfleischlappen mit Salzwasser ausspülen, um Nahrungsreste und Bakterien zu entfernen. In einigen Fällen werden die Betroffenen angewiesen, den Mund zu Hause mit Salzwasser, Wasserstoffperoxid oder antiseptischem Chlorhexidin zu spülen. Wenn auf dem Röntgenbild ersichtlich ist, dass der untere Zahn wahrscheinlich nicht vollständig durchbrechen wird, entfernt der Zahnarzt den oberen Zahn und verordnet für einige Tage Antibiotika, bevor er den unteren Zahn extrahiert. Manchmal wird der untere Zahn auch sofort gezogen.
Weitere Informationen
Die folgenden englischsprachigen Quellen können von Nutzen sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL keine Verantwortung für die Inhalte dieser Quellen übernimmt.
Mouth Healthy: Diese umfassende Ressource bietet Informationen zur Mund- und Zahngesundheit, einschließlich Ernährungsberatung und Anleitungen zur Auswahl von Produkten mit dem Siegel der American Dental Association. Sie enthält zudem Ratschläge zur Zahnarztsuche und zur Festlegung von Zahnarztterminen.
National Institute of Dental and Craniofacial Research: Diese von der Regierung herausgegebene Webseite deckt eine breite Palette von Themen ab, die sich auf die orale und zahnmedizinische Gesundheit beziehen (in englischer und spanischer Sprache), einschließlich Definitionen gängiger Fachbegriffe und Informationen zu klinischen Studien über Mund- und Zahnerkrankungen.